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Naturverjüngung und reduzierte Holzernte

14.09.2021

Revierförster Friedhelm Booms ging beim diesjährigen Waldbegang besonders auf die Themen Schäden aufgrund mehrjähriger Trockenheit und außergewöhnlichem Hochwasser ein. Aufgrund der schwierigen Situation des Waldes plant Förster Booms möglichst wenig Bäume zu entnehmen. Unumgänglich ist dies zur Verkehrssicherung, wenn die Bäume krank sind oder um Platz für die Naturverjüngung zu schaffen.

Naturverjüngung und reduzierte Holzernte

Revierförster Friedhelm Booms und Forstamtsleiter Lothar Himmel gingen beim diesjährigen Waldbegang besonders auf die Themen Schäden aufgrund mehrjähriger Trockenheit und außergewöhnlichem Hochwasser ein. Aufgrund der schwierigen Situation des Waldes plant Förster Booms neben zwei Pappelhieben in seinem Revier nur Bäume zu entnehmen, bei denen dies aus Verkehrssicherungsgründen angezeigt ist, die Bäume krank sind oder um Platz für die Naturverjüngung zu schaffen. Bei der Naturverjüngung wachsen die Bäume aufgrund des natürlichen Samenflugs. Damit sich die jungen Bäumchen entwickeln können und auch das zum Wachsen erforderliche Sonnenlicht abgekommen, brauchen Sie Unterstützung vom Förster und seinen Forstwirten. Bestimmte ausgewählte Bäume werden entnommen. Die Bäume aus der Naturverjüngung sind in aller Regel robuster als die gekauften. Deshalb ist die arbeitsaufwendige Pflege und Förderung der Naturverjüngung gerade in diesen für den Wald besonders schweren Zeiten sehr wichtig. Verwaltung und Gemeinderäte haben zu diesem Vorgehen bereits in der Vergangenheit Zustimmung signalisiert, wobei der Hiebs- und Kulturplan für nächstes Jahr letztlich in der Gemeinderatssitzung am 5. Oktober 2021 entschieden wird, nachdem er im Ausschuss für Umwelt und Technik vorberaten wurde.

Dass die Ausführungen von Förster Booms zu Planungen und zum Zustand unseres Waldes auf starkes Interesse bei Gemeinderat und besonders interessierten Bürgern sowie Jägern, Anglern, Naturschützern stoßen, zeigt die große Teilnehmerzahl, die Bürgermeister Bernd Stober bei herrlicher Spätsommersonne begrüßen durfte, wenn es auch morgens um 8.30 Uhr noch frisch war. Alle möchten sich einen persönlichen Eindruck von den beabsichtigten Pflege- und Erntemaßnahmen verschaffen. Gleich zu Beginn konnte Friedhelm Booms in der Nähe des Treffpunkts beim FC Alemannia einen Buchenbestand zeigen, der letztes Jahr aufgrund der dreijährigen Trockenheit noch sehr mitgenommen war und sich aufgrund des vielen Regens in diesem Jahr gut erholt hat und jetzt in kräftigem Grün dasteht. Hier im Hardtwald machte er auf eine kräftige und gesunde Naturverjüngung aufmerksam.

Jürgen Ehrmann, Hauptamtsleiter im Rathaus, und Katja Englert, Umweltamt, stellten eine Idee zu Ausgleichsmaßnahmen für das Neubaugebiet N5 vor. Mit jedem Eingriff in die Natur muss ein entsprechender Ausgleich geschaffen werden. In Zusammenarbeit mit den Landwirten besteht die Möglichkeit den Ausgleich über das PIK-Programm zu leisten. PIK bedeutet produktionsintegrierte Kompensation, hierbei kann der Ausgleich in einer landwirtschaftlich genutzten Fläche erfolgen, die weiterhin bewirtschaftet werden kann. 

Nahe bei der Linkenheimer Allee will Booms heimische Arten wie Eiche, Linde, Buche und Kastanie stärken, um einen neuen widerstandsfähigen Wald heranzuziehen, falls der Kieferbestand dort absterben sollte.

Im Naturschutzgebiet Kleiner Bodensee will Booms nur einzelne Eschen einschlagen. Aufgrund der Trockenheit in den letzten Jahren ist der Befall mit dem Pilz das Falsche Weiße Stengelbecherchen (Hymenoscyphus pseudoalbidus) als Verursacher des Eschentriebsterbens zurückgegangen. Die große Niederschlagsmenge in diesem Jahr hat erfreulicherweise dem Borkenkäfer geschadet. Es müssen somit weniger Bäume als zufällige Nutzung wegen Krankheit gefällt werden. Der verringerte Holzeinschlag führt dazu, dass es auf dem Markt weniger Brennholz geben wird. ForstBW und der Landkreis Karlsruhe haben den Preis für einen Festmeter Brennholz um 1 Euro auf 57 €/fm erhöht. „Schlagraum wird es aus den bekannten Eichen- und Ahornjungbeständen ausreichend geben“, verspricht Friedhelm Booms und verweist darauf, dass der Schlagraum eine wichtige Form der Waldpflege darstellt. Mensch und Wald profitieren gleichermaßen.

Im letzten Jahr musste in der Nähe von Ölhafen und Belle ein größerer Bereich mit Pappeln gefällt werden. Förster Booms zeigte den Teilnehmern des Waldbegangs die verbliebenen Bäume. Circa ein Viertel des ursprünglichen Bestandes hatte er als Altbäume und Totholz für Vögel, Insekten und Fledermäuse stehen lassen. Die im Dezember nachgepflanzte Eichen- und Pappelkulturen haben das in diesem Jahr außergewöhnliche Hochwasser mit geringen Schäden überstanden. Dass wir es wirklich mit einem besonderen Hochwasser zu tun hatten, konnte Booms am Rande der Fläche zeigen. Über 20 Jahre haben hier mehrere alte Haselnussbüsche der Trockenheit und dem Wasser getrotzt, doch dieses Jahr war es zu viel. Sie sind abgestorben.

Beim Stopp im Wald zwischen Vogelpark und Rheinfähre kündigte der Förster einen Eingriff mit einem Vollernter im kommenden Winter an. Zur Pflege und Förderung des 30jährigen Mischwalds aus vorwiegend Eiche, Kirsche sowie Nüssen wird das Gebiet durchforstet. Einzelne Bäume werden markiert und dann entnommen, damit die verbleibenden Bäume mehr Licht bekommen und Platz, um eine schöne kräftige Krone auszubilden.

Beim Leinpfad in der Nähe des Mobilfunkmastes am Rhein erfolgte im letzten Winter ein Kahlschlag. Auch hier blieben ungefähr ein Fünftel als Altbäume und Totholz zum Erhalt der Lebensräume stehen. In dem Bereich müssen vor allem längs des Gewässers Langes Loch, bei Anglern gut bekannt, Pappeln entnommen werden, damit sie nicht ins Gewässer fallen und den Durchfluss behindern. Hier werden Arten der Hartholz- und Weichholzaue sowie Schwarzpappeln für einen bunten Mischbestand nachgepflanzt.

In der Nähe von Rheinfähre und Motorbootclub informierte Booms, dass in diesem Bereich die letzte Holzernte erfolgen wird. Der Schutzstatus gemäß unseres Waldleitbildes soll auf die Bewirtschaftungsstufe Wald ohne Eingriffe erhöht werden wie schon beim angrenzenden Alten Hafen. Das für unsere Gemeinde bestehende Waldleitbild soll künftig überarbeitet werden. Lothar Himmel, Forstwirtschaftlicher Betriebsleiter, lobte bei diesem Stopp die örtliche Jägerschaft. Das aktuelle Forstliche Gutachten, auch Verbiss-Gutachten genannt, hat gezeigt, dass es den Jägern gelungen ist, den Wildbestand auf einem vernünftigen Niveau zu halten, so dass sich die Schäden durchs Wild in Grenzen halten. Das Forstliche Gutachten wird auf Ebene der Jagdreviere im Dreijahresturnus durchgeführt, erfasst den Wildverbiss und die waldbauliche Zielerreichung und dient als wichtige Grundlage für die Zielvereinbarung innerhalb der Rehwildbewirtschaftung.

Beim Abschluss des Waldbegangs beim Rheinwachthaus nach vierstündiger Radtour diskutierten die Teilnehmer nochmals lebhaft über Eschentriebsterben, die reduzierte Holzernte sowie den allgemeinen Zustand der Kulturen und insbesondere die Naturverjüngung.

Die alljährliche Waldbegehung des Gemeinderats mit der Forstverwaltung ist die Vorbereitung auf die Haushaltsberatung über den Wirtschaftsplan des folgenden Jahres, dem sog. „Hiebs- und Kulturplan“, der in den Sitzungen des Ausschusses für Umwelt und Technik sowie des Gemeinderats fürs nächste Haushaltsjahr beraten und beschlossen wird.

Richtschnur für die Maßnahmen sind die 10-Jahresplanung und das Waldleitbild, welches in unserer Gemeinde vor ein paar Jahren erarbeitet wurde und nach wie vor Gültigkeit besitzt. Das Waldleitbild ist hier nachzulesen.

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